Moin!

Die Gesundheit der Menschen auf Hamburgs Straßen hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Das geht aus einer Studie hervor, die die Hamburger Sozialbehörde diese Woche endlich veröffentlicht hat.

Durchgeführt wurde die Befragung der Obdachlosen nämlich bereits vor knapp zwei Jahren. Damals verbrachten rund 700 Menschen die Nächte im Winternotprogramm. Weitere 3787 Obdachlose schliefen laut Zählung im Freien. Diese Zahlen wurden bereits vor ein paar Monaten veröffentlicht. Was jetzt neu ist: Etwa 2500 Obdachlose auf Hamburgs Straßen sagen von sich, dass sie krank sind.

Obwohl ich jetzt seit mehr als zehn Jahren bei Hinz&Kunzt arbeite, hat mich diese Zahl erschreckt. Und was sagt die Sozialbehörde? „Die Ergebnisse der Gesundheitsbefragung überraschen uns nicht.“ Man sieht sich vielmehr auf dem richtigen Weg und verweist unter anderem auf neu geschaffene Hilfsangebote in Niendorf und dem Münzviertel. Dass es die gibt, ist wirklich ein Fortschritt. Aber soll ich Ihnen mal ausrechnen, wie viele Menschen dort unterkommen können? Genau 134 Obdachlose.

Unser Geschäftsführer Jörn Sturm fordert deswegen: „Die Stadt muss dringend ihre Angebote ausweiten und Obdachlosen passende Hilfe zukommen lassen. “, sagt er. „Die Verelendung auf Hamburgs Straßen darf nicht weiter zunehmen.“  Immerhin findet die Behörde eine Ausweitung der Hilfsangebote nicht abwegig: „Um die Lebenslage der Betroffenen jedoch spürbar zu verbessern, braucht es ergänzend weitere abgestimmte Maßnahmen und Unterstützung“, heißt es in einer Stellungnahme.

Passend zu der Studie finden Sie im aktuellen Magazin übrigens ein Interview mit der Medizinpädagogin Christin Beschorner. Sie hat untersucht, wie obdachlose Menschen in Notaufnahmen behandelt werden. Weiter unten können Sie in das Interview reinlesen.

Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende. Und wenn Sie schon Lust auf Glühwein verspüren: Den gibt es morgen ab 16 Uhr im Schrødingers im Schanzenpark – mit jedem Getränk unterstützen Sie sogar Obdachlose.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Jonas Fabricius-Füllner

 
Schreiben Sie mir: 
jonas.fuellner@hinzundkunzt.de

Aktuelle Ausgabe

Hamburg behindert

Wie barrierefrei ist Hamburg? Wir waren mit obdachlosen Rollifahrer:innen unterwegs und haben den Influencer Mr. BlindLife getroffen. Außerdem: Mit „Songs of Joy“ kommt ein Film über ein außergewöhnliches musikalisches Mitmach-Projekt in die Kinos.

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Ausgrenzung im Gesundheitssystem

Die Medizinpädagogin Christin Beschorner hat untersucht, wie obdachlose Menschen in Notaufnahmen behandelt werden. Spoiler: nicht sonderlich gut. Ärzt:innen und Pflegekräfte müssen sich besser auf diese Patient:innengruppe einstellen.

Hinz&Kunzt: Sie haben internationale Studien zu Obdachlosen in Notaufnahmen ausgewertet, weil es hierzulande kaum Informationen dazu gibt. Ihre Recherchen bestätigen, was Sozialarbeiter:innen schon lange beklagen: In Notaufnahmen werden Obdachlose vielfach diskriminiert. Wie äußert sich das?

Christin Beschorner: Dass obdachlose Menschen ausgegrenzt werden, ist ein gesellschaftliches Problem, das leider auch vor unserem Gesundheitssystem nicht Halt macht. Es gibt Studien, die zeigen, dass ihnen nicht richtig zugehört wird oder sie wegen ihres Aussehens vorschnell beurteilt werden. Eine Studie berichtet von einer jungen obdachlosen Frau, der unterstellt wurde, dass sie eine Prostituierte ist, weil sie auf der Straße lebt. Man muss aber sagen, dass nicht alle obdachlosen Patient:innen in Notaufnahmen solche Erfahrungen machen, es gibt auch oft Begegnungen auf Augenhöhe.

Hinz&Kunzt-Verkäufer:innen berichten uns immer wieder, dass sie trotz Schmerzen vom Krankenhaus weggeschickt werden. Was läuft da schief?

In Notaufnahmen muss jede behandlungsbedürftige Person versorgt werden, ob obdachlos oder unversichert spielt dabei keine Rolle. Aber in Notaufnahmen müssen Ärzt:innen innerhalb kürzester Zeit entscheiden, was ein akuter Notfall ist. Da werden standardisierte Fragen gestellt, das Gespräch wird oft unterbrochen. Lebensbedrohliche Fälle haben immer Vorrang. Was bei der Anamnese oft unterschätzt wird: Obdachlose Personen haben häufig mehrere gesundheitliche Probleme, neben körperlichen auch psychische. Not hat ja auch mit Angst und Überforderung zu tun. Wenn eine Sprachbarriere dazu kommt, wird es noch schwieriger. Dolmetschende könnten per Videocall helfen, aber da fehlen oft noch passende Strukturen.

 

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Die Hinz&Kunzt-Verkäufer:innen sind das Herz unseres Projektes. Um den ganzen Text zu lesen, kaufen Sie bitte ein Magazin bei ihnen – erhältlich auf Hamburgs Straßen.

So schlecht geht es Hamburgs Obdachlosen

Zwei Drittel der Obdachlosen in Hamburg sagen, dass sie krank sind. Das geht aus einer jetzt veröffentlichen Studie hervor. Hinz&Kunzt fordert die Stadt auf, ihre Hilfsangebote auszubauen.

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Stadtrundgang: Hamburger Nebenschauplätze
So., 16. November 2025 15:00 Uhr

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